Es freut uns sehr, dass die Firma Dungs eine Möglichkeit gefunden hat, ihren Betrieb im Bestand zu erweitern und im Ort bleiben wird ohne weiteren Flächenverbrauch auf der Grünen Wiese.

Das Hornschuch- Areal liegt zentral mit guter Anbindung an den ÖPNV. Die Flächen sind seit Jahrzehnten versiegelt. Diese Möglichkeit wurde von vielen Bürger*innen und von unserer Bürgerinitiative im Vorfeld des Bürgerentscheids mehrfach in die Diskussion eingebracht. Von offizieller Seite kamen hier die Argumente, dass das Gelände zu kleinräumig sei, man keinen Einfluss auf die Planung hätte, weil es in privater Hand ist, und die weitere Entwicklung ungewiss sei. Eine Relevanz für den Flächenbedarf der Urbacher Betriebe mit Erweiterungswünschen sei deshalb nicht gegeben. Dass das Potenzial der Flächen völlig unterbewertet wurde, zeigt sich jetzt. Für uns sind diese Aussagen angesichts der neuesten Fakten absolut nicht nachvollziehbar, zumal die Kommune mit der Besitzerfamilie wegen der Erschließungsstraße in engem Austausch war. Die Meldung, dass diese Straße zeitnah kommt und somit der Entwicklung des Geländes nichts im Wege steht, erreichte die Öffentlichkeit per Zeitungsbericht am 26.Juli, drei Tage nach dem Bürgerentscheid.

Mit dem Wegfall der Firma Dungs fehlt ein zentraler Player in der Entwicklung des Leuchtturmprojekts „Klimaneutrales Gewerbegebiet“. Das Projekt muss daher völlig neu bewertet werden im Hinblick auf Sinn und Machbarkeit. Die Bürgerinitiative wird intern abstimmen, ob es Sinn macht, sich am weiteren Dialog dazu zu beteiligen.

In völlig neuem Licht erscheint nun auch der Bürgerentscheid. Ein zentrales Argument für die Abstimmung der Bürgerschaft war, dass in Urbach keine weiteren Flächen zur Erweiterung des Gewerbes zur Verfügung stehen und die Entwicklung der Schraienwiesen alternativlos ist, um wichtige Urbacher Betriebe am Ort zu halten. Es wurden massiv Ängste geschürt, dass wichtige Gewerbesteuerzahler und gute Arbeitsplätze wegbrechen und Urbach dadurch enorm an Attraktivität, ja sogar existentielle Substanz verliert. Dass diese Aussage so nicht stimmt, zeigt sich jetzt.

Sicherlich konnte man den Deal von Dungs und Familie Eschenbach zum Zeitpunkt des Bürgerentscheids nicht eindeutig vorhersehen. Allerdings ist kaum vorstellbar, dass so ein Kaufvertrag, wo es um Prüfung komplexer Sachverhalte wie Altlasten, Erschließung, Bebauungspläne usw. geht, innerhalb eines Zeitraums von 9 Wochen zustande kommt ohne längere Vorlaufzeit und ohne Einbindung wichtiger kommunalpolitischer Akteure.

Es wurden kaum Anstrengungen unternommen, das Potenzial des Hornschuch- Geländes in der Gewerbeentwicklung von Urbach zu integrieren. Im Gegenteil: es drängt sich der Eindruck auf, dass wichtige Infos zur zeitnahen Entwicklung des Hornschuch- Geländes bewusst öffentlich kleingehalten wurden bis nach dem Bürgerentscheid. Nun kann man die Fa. Dungs weiterhin als wichtigen örtlichen Gewerbesteuerzahler und Arbeitgeber halten, und hat zusätzlich 9,4 ha Gewerbeflächen auf der grünen Wiese! Schön für die Wirtschaft, aber genau darüber hat die Bürgerschaft NICHT abgestimmt im Bürgerentscheid.
Daher muss aus unserer Sicht der Bürgerentscheid im Nachhinein neu bewertet und rechtlich überprüft werden.

Diese Informationspolitik irritiert im Nachhinein übrigens sehr viele Bürgerinnen und Bürger. In den zahlreichen Reaktionen, die wir seit der Veröffentlichung der neuen Sachlage erhalten, ist Ärger, Wut und Enttäuschung zu spüren. Die Bürger fühlen sich ganz einfach nicht ehrlich und transparent informiert und auf Augenhöhe mitgenommen. Wir fordern ein deutliches Zeichen des Gemeinderats und der Verwaltung, um das Vertrauen der Bürgerschaft in die Kommunalpolitik und ein gutes Miteinander in Zukunft zu ermöglichen. Das könnte eine Neubewertung des Bürgerentscheids sein oder auch eine neue Grundsatzdiskussion über die Zukunft der Schraienwiesen.

Urbach, 12.10.2023
Bärbel Baumgärtner
für die Bürgerinitiative Schraienwiese Urbach